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Quadro_02-2018

MARIONNA SCHLATTER 59 Frau Schlatter, liegt das Pilzesammeln im Trend? Wer geht denn heutzutage Pilze sammeln? Das stimmt! Die Nachfrage nach Pilzkontrollen nimmt zu. Es sind viele jüngere Personen und Familien, die auf den Geschmack des Pilzesammelns gekommen sind. Wie kamen Sie das erste Mal mit Pilzen in Kontakt? Ich bin bereits als kleines Kind mit meinem Vater in die Pilze. Das Interesse an den Pilzen scheint sich zu vererben. Wie sollte die Pilzsuche geplant werden, damit sie von Erfolg gekrönt ist? Man sollte sich schon etwas vorbereiten. Sinnvoll ist es, sich ein Buch über Pilze zu besorgen oder sich erfahrenen Pilzsammlern anzuschliessen – das hilft beim ersten Mal sehr! Zudem sollte die Adresse der nächsten Kontrollstelle bekannt sein, um die Pilze – zur Sicherheit – dort vorzeigen zu können. Was sind aus Ihrer Sicht die goldenen Regeln für Pilzsammler? Rücksicht auf die Natur: Wichtig ist, dass bei unbekannten Pilzen pro Art nur ein bis zwei Exemplare mitgenommen werden. Pilze spielen eine entscheidende Rolle für das Ökosystem, deshalb ist es schade, wenn die Kontrollstelle FOTOGRAFIE: SHUTTERSTOCK, MARIONNA SCHLATTER TEXT UND INTERVIEW: CÉLINE LACHAUX, ERNÄHRUNGSBERATERIN BSC BFH, ERNÄHRUNGSTHERAPIE, KLINIK HIRSLANDEN vieles im Anschluss entsorgt. Die Ausrüstung: Gute Schuhe, einen Korb oder eine Papiertasche, ein Messer und ein Handy sollte man dabeihaben. Das Handy darum, weil man sich beim Pilzesammeln leicht verlaufen kann, da der Blick stets auf den Boden gerichtet ist. Die richtige Aufbewahrung: Pilze dürfen nicht im geschlossenen Plastikgefäss gesammelt werden! Sie verderben sehr schnell und dies kann eine Lebensmittelvergiftung nach sich ziehen. Die gesammelten Pilze müssen immer im Kühlschrank, in einem offenen Gefäss, aufbewahrt werden. Je nach Reifezustand innert einem bis zwei Tagen zu verzehren. Die Pilzkontrolle: Selbst gesammelte Pilze müssen unbedingt bei einer entsprechenden Kontrollstelle gezeigt werden. Nur dort bekommt man die Sicherheit, sich nicht zu vergiften. Kontrollstellen und Öffnungszeiten finden sich bei der Dachorganisation der Pilzkontrolleure, der VAPKO (Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane) auf www.vapko.ch. Welche Regionen in der Schweiz bzw. um Zürich eignen sich, um Pilze zu sammeln? Das Schöne ist, dass sich überall dort Pilze befinden, wo Bäume stehen. In jedem Wald gibt es Pilze, da das Ökosystem Wald nur mit Pilzen funktioniert. In den Wäldern rund um Zürich finden sich Tausende Arten. Der Herbst gilt als Pilzsaison, stimmt das? Mit dem Klimawandel verändert sich auch die Pilzsaison. War es früher nur im Herbst möglich, findet man heute bei guten Bedingungen von Mai bis November Pilze. Eine gewisse Temperatur und ausreichend Regen sind entscheidend. Welche Pilzsorten finden sich in unserer Region und welche empfehlen Sie unseren Lesern zu sammeln? Wir haben im Kanton Zürich eine grosse Artenvielfalt. Beliebte Speisepilze sind der Parasol-Riesenschirmling, Maronenröhrlinge, Leistlinge und natürlich auch Steinpilze. Aber Vorsicht, auch der tödlich giftige Knollenblätterpilz kommt sehr häufig vor! Wie lässt es sich verhindern, einen giftigen Pilz zu erwischen? Das lässt sich bei einem Anfänger kaum vermeiden! Gerade darum ist es wichtig, die Pilzkontrolle zu besuchen. Wichtig ist eine entsprechende Vorbereitung und zu versuchen, sich Merkmale der giftigsten Arten einzuprägen. Wie weiss man, ob die Pilze frisch sind? Sobald Speisepilze anfangen zu riechen oder stinken, sind sie zu alt. Auch die Konsistenz kann etwas über den Reifezustand sagen. Für Laien ist dies nicht ganz einfach. Die Pilzkontrollstelle unterstützt gerne bei der Qualitätskontrolle sowie in Zubereitungsfragen. Welches Buch empfehlen Sie, damit die Pilzsuche ein Erfolgserlebnis wird? Meine Buchempfehlung zu Beginn ist: "Das 1x1 des Pilzesammelns" von Walter Pätzold. Auch lassen sich viele hilfreiche Informationen auf folgenden Internetseiten finden: Schweizerische Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane www.vapko.ch Gift-Informationen zu Pilzen beim Tox Info Suisse www.toxinfo.ch


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